Eines der größeren Projekte an Malou wird das neue und bündige Design der neuen Kajütfenster werden. Wir haben uns inspirieren lassen von aktuellen Herstellerdesigns und uns in die Materie eingelesen. Zu beachten gibt es so einiges, um im späteren Verlauf die Dichtigkeit der Scheiben sicherzustellen. So müssen die Ausdehnung der Acrylglasscheiben bei Wärmeeinfluss, sowie die Schiffsbewegungen ausgeglichen werden. Zusätzlich müssen wir die Struktur zusätzlich von innen verstärken, damit diese der Belastung an Deck "Stand halten".
Es hatte eine Weile gedauert, um uns auf ein Design festzulegen bevor wir uns dann an den Ausbau und die Vorbereitung gemacht haben. Wir verlinken für die Interessierten unter Euch unsere Bezugsquellen und wenn Ihr weitere Fragen habt, schreibt uns gerne an.
15 %
prozentualer Fortschritt anhand des geplanten Aufwandes
1.062 €
bislang angefallene Kosten, ohne Einmalkosten für Werkzeuge, Stromkosten und Schutzausrüstung
22.10.2022
letzte Aktualisierung des Seiteninhaltes
Dauer: 14 Std (bislang)
Kosten: 8€ (Schleifmittel), 4€ (Reinigungsmittel), 1.050€ (Coosa-Platten)
Material: Fächerscheibe & Schleifbänder (40er & 80er Korn), Aceton & Isopropanol, 4St. Coosa-Platten (1220 x 2440mm x 6mm)
Werkzeuge: Hammer, Zollstock, Laserentfernungsmesser GLM 50C, Schaber, Schraubendreher, Steckschlüssel-Set, Gripzange, wasserfester Stift, Winkelschleifer mit Absaugung, Staubsauger CTM-MIDI, Bandfeile BF1E, Saugpinsel, LED-Strahler, Akkuschrauber GSR-12V-35, Biteinsätze
Schutzausrüstung: Vollmaske mit Partikelfilter & Filterelement, Handschuhe, Schutzanzug, Gehörschutz
Ein in der Tat verzwicktes Projekt wenn man alle Eventualitäten und Ansprüche versucht zu berücksichtigen. Ein Kompromiss ist für uns immer die Notlösung bei Malou, wenn gar nichts mehr geht. Machbar ist im Prinzip alles! Jedoch müssen wir unseren bereits ausgereizten Zeitplan etwas unterstützen und greifen somit auf einige Lösungen zurück die uns den Aufwand "im Rahmen halten lassen".
Die für uns wesentlichsten und kompromisslosen Merkmale sind zum einen die dauerhafte Dichtigkeit der Scheiben, die Steifigkeit des Decks und nicht zuletzt das modernere Design, welches sich aber in die Geschichte der Winga Baureihe einfügen soll.
Wir haben mehrere Stunden über mögliche Varianten hin- und herüberlegt und zeigen Euch hier einige wenige davon. In Tatsache sind es 29 unterschiedliche Designvarianten geworden, mal mit mehrteiligen, mal mit durchgehenden Fenstern.
Als Unterstützung für die Entwurfszeichnungen kommen unsere bewährten kostenlosen Bildbearbeitungsprogramme zur Anwendung: Inkscape zur Bearbeitung von Vektorgrafiken und GIMP zum digitalen Nachbearbeiten.
Neben den bereits genannten grundlegenden technischen Anforderungen an die neuen Fenster, kommen nun in der Entwurfsphase weitere Faktoren wie Zeit, Kosten und die Machbarkeit hinzu. So musste nachträglich so manches gewählte Design weichen, zu gunsten der zu erwartenden Längenausdehnung von Acrylglas und den damit einhergehenden Vergrößerung der Klebe- und Ausgleichsfugen - um nur ein Beispiel zu nennen. Weitere Argumente für mehrteilige Scheiben sind zum einen die einfachere Wartung [z.B. Anfertigung von Ersatzscheiben] und zum anderen das Handling, sowie die höheren Herstellkosten.
Auch wenn die Überschrift es vermuten lässt, haben wir uns noch nicht festgelegt, jedoch die in Frage kommenden beiden Varianten herausgefiltert. Die Entscheidung werden wir an Bord vor Ort treffen, nachdem wir beide Varianten mit Karton übertragen haben. Beide ausgewählte Varianten passen sich zum einen gut in das ursprüngliche Wingadesign ein und zum anderen liegen die Änderungen nur im hinteren Bereich (Schräge) und lassen sich somit leicht bei Bedarf anpassen. Die Schräge setzt allerdings voraus, dass wir einen Teilbereich der vorhandenen Fensterdurchbrüche verschließen was einen gewissen Mehraufwand verspricht. Warum wir im vorderen Bereich den Steg bestehen lassen, ist der Tatsache geschuldet, dass in diesem Bereich die hintere Schottwand verläuft und um den Kajütaufbau nicht strukturell weiter zu schwächen belassen wir den Steg dort und werden die Scheibe unterbrechen.
Nachdem wir unseren Plan gefasst haben, wurde nochmals Maß genommen und die Bestellung der Coosa-Platten bei MuH VDL in Auftrag gegeben. Bereits vier Tage später wurden diese mit einer Spedition beim Stellplatz angeliefert.
Nun müssen wir nur noch den gedachten Entwurf mit den entsprechenden Maßen via CAD-Programm konstruieren und dann den 1:1 Entwurf ausplotten lassen. Den Plott können wir dann wiederum auf Karton übertragen und am Kajütaufbau als Schablone befestigen und die Kontur nachzeichnen.
In Vorbereitung hierauf haben wir aber schonmal mit dem Ausbau der Scheiben begonnen, was allerdings so das ein oder andere Ausrufezeichen bei uns in den Köpfen entstehen ließ. Die Scheiben wurden scheinbar mehrfach getauscht bzw. neu abgedichtet - mit unterschiedlichen Herangehensweisen, und jeder nach seiner eigenen Methode. Zum Teil wurden Spanplattenschrauben verwendet, zum anderen Bolzen die mit Muttern von hinten befestigt wurden.
Die Steuerbordseite hielt dann noch eine zusätzliche Überraschung parat. Hier wurde der mittlere Steg gar nicht erst geklebt und die Dichtfläche der Fenster bestand zu 90% aus Moosgummi-Klebeband mit einer abschließenden Dichtraupe aus SiKa (?).
Wir haben uns (vorläufig) für den Kompromiss II entschieden. Vorläufig bedeutet für uns in diesem Falle, dass wir zuerst den gedachten Entwurf auf den Kajütaufbau übertragen, bevor wir uns hierzu entscheiden. Als erstes haben wir die noch fehlenden Maße an der Innenwand aufgeschrieben und mit Tape die ungefähren Abmaße übertragen. Wichtig war für uns zu sehen, ob das kleine vordere Fenster in einer Linie mit den großen Fenstern achtern verläuft. Dieses scheint in der Tat so zu sein, sodass wir den Decksprung im vorderen Teil der Kajütaufbaues nur in die Hinterbaustruktur übertragen müssen.
Die Hinterbaustruktur wird in unserem Falle aus jeweils zwei Stück 6mm Coosa Blue-water 26 Platten bestehen, die wir von innen hintereinander an den Kajütaufbau anlaminieren werden.
Für die Scheibenlänge von max 700mm ist eine Klebeschichtstärke von 4-6mm und eine Sichtfuge von mind. 10mm notwendig, um ausreichend "Dehnungskapazität" zu gewährleisten. Vorab mussten wir also die Längenausdehnung von Acrylglas ermitteln. Einen Link hierzu findet Ihr hierzu auf unserer Seite unter REFIT-Wiki Online-Tools / Umrechnung, oder geht direkt auf die Anbieterseite von PMMA-DK .
Die letztendliche Ermittlung der Klebeschichtstärke und der Sichtfuge erfolgt gemäß Herstellerempfehlung. In unserem Fall haben wir das Marinehandbuch von SIKA (S. 45) zu Rate gezogen.
Fehlt noch die Haftfläche die in unserem Fall umlaufend 25mm betragen wir. Hierbei ist ausschlaggebend, dass die Scheiben (Dicke 6mm) ausreichend von der Hinterbaustruktur gestützt werden, insbesondere bei starkem Wellengang müssen sie dem Wasserdruck standhalten.
Das angefertigte CAD-Model gibt uns einen ersten Eindruck davon, wie sich das neue Design in den Kajütaufbau einfügen wird. Bis dato sind wir mit unserem Design recht zufrieden, jedoch wie schon gesagt werden wir das Ergebis in natura abwarten, bevor wir die Säge ansetzen werden.
Einfachheitshalber haben wir das Modell in einem Stück konstruiert. Im vorderen Teil wird es zu einer Unterbrechung aufgrund der Schottwände kommen. Des weiteren ist der hintere konstruierte Steg noch ein Detail was wir entscheiden müssen - ob wir diesen nur als Stützhinterbau auslegen und eine durchgehende Scheibe im hinteren Bereich nutzen, oder ob wir in der Tat die hintere Scheibe aus zwei einzelnen Scheiben anfertigen, was wiederrum Einfluss auf die Dehnfugen haben wird. Es bleibt spannend "im Land der Fenster".
Wer genau hinschaut sieht zwei markante Änderungen die wir in den ersten Entwurf eingebracht haben.
Zum einen ist uns ein Fehler unterlaufen bei dem kleinen vorderen Fenster und zum anderen haben wir die die Stärke der Hinterbaustruktur um 6mm reduziert, um die Aufdickung der Kajütwandung in den Innenraum so gering wie möglich zu halten, damit das Raumgefühl im Inneren nicht zu sehr einzuschränkt wird.
Beim kleinen vorderen Fenster verliefen die vertikalen Stege im ersten Entwurf alle paralell schräg nach vorne. Am vorderen Fenster haben wir jetzt den ursprünglichen Stegwinkel nach hinten geneigt. Hierdurch sieht es wieder mehr nach einem "Ohlson" Original aus.
Die Fensterecken sind jetzt auch mit einem großzügigen Radius ausgestattet, um möglicher Rissbildung entgegenzuwirken. Außerdem macht es aus unserer Sicht einen "runderen" Eindruck wenn man es im Gesamtprofil betrachtet.
Mit einem Laser haben wir dann nochmal überprüft, in wie weit sich der Decksprung vom Kajütdach auf den unteren Bereich in Höhe des Laufdecks fortsetzt und wir diesen vorhalten müssen. Glücklicherweise ist der Decksprung nur auf dem Kajütdach vorhanden und im unteren Bereich durchgehend eine Flucht, was uns die späteren Zusägearbeiten erleichtert.
Aktuell übertragen wir dieses Design auf die Außenwandungen, zum Ergebnis dann mehr beim nächsten Update.